Call for Participation 2019: Partizipative & sozialverantwortliche Technikentwicklung
Im Workshop treffen sich Forscher*innen und Praktiker*innen zu Austausch und Diskussion über die Beteiligung von Nutzer*innen an Technikentwicklungsprozessen. Sie gehen dabei der Frage nach, wie Partizipation dem Anspruch auf Demokratisierung und Empowerment in Forschung und Praxis gerecht werden kann. Positionsbeiträge werden auf Wunsch der Teilnehmer*innen gern veröffentlicht.
Voraussetzungen zur Teilnahme
• Einreichung eines kurzen Positionsbeitrags bis blink 3. Juni 2019 blink
• Teilnehmer*innen senden ihre Positionsbeiträge per E-Mail an arne.berger@informatik.tu-chemnitz.de — *bald* gibt es auch die Gelegenheit, die Beiträge über das Konferenztool zu registrieren.
Thema des Workshops
Partizipative Technikentwicklung geht davon aus, dass eine direkte Zusammenarbeit zwischen denen, die Technik entwickeln und denen, die sie nutzen, zu technischen Lösungen führt, die den Bedürfnissen der Nutzer*innen entspricht. Das Partizipative Design (PD) der Skandinavischen Schule spricht sich explizit für die Beteiligung marginalisierter Bevölkerungs- und Nutzungsgruppen an Technikentwicklungsprozessen aus. Der Ansatz geht auf das „Cooperative System Design“ der 1970er Jahre zurück, der den vornehmlich gewerkschaftlich vorangetriebenen politischen Anspruch der Arbeitsplatz-Demokratisierung verfolgte und durch den Einbezug von Arbeitnehmer*innen in die Technikentwicklung eingelöst werden sollte.
Was sich jedoch hinter dem Begriff der Partizipation verbirgt und wie diese gehandhabt wird, kann von Projekt zu Projekt sehr verschieden sein. Ehn und Badham kritisierten bereits 2002, dass die Praxis partizipativer Technikentwicklung ihren politischen Anspruch auf Demokratisierung und Empowerment der jeweiligen Nutzungsgruppe und damit letztendlich dem nach sozialer Gerechtigkeit eingebüßt hätte. PD sei zu einer „weichen Technokratie des Nutzer*inneneinbezugs” verkommen, die vorrangig in akademischen Technikentwicklungsbereichen und weniger in Unternehmen angewandt wird. Aktuelle Untersuchungen partizipativer Technikentwicklungsprojekte stützen diese These.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie sich Partizipation angesichts neuer soziotechnischer Entwicklungen auf Gebieten wie Künstliche Intelligenz, Automatisiertes Fahren, Digitale Transformation, Internet of Things und den damit verbundenen Veränderungen von Infrastrukturen, Machtverhältnissen und Prekarisierungen ermöglichen lässt. Der Workshop thematisiert damit konkret die Themenschwerpunkte der Mensch und Computer 2019:Gender und Diversity im Design undInklusion.
Inhalt und Ziel
Ausgehend von diesen Herausforderungen, möchten wir uns gemeinsam mit Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen technischen Kontexten und Disziplinen mit den Potenzialen und Grenzen des Partizipativen Designs im Hinblick auf eine sozialverantwortliche Technikentwicklung auseinandersetzen. Dabei geht es um die Diskussion der Frage: Inwieweit führt die Beteiligung von Nutzer*innen zu einer sozialverantwortlichen Technikentwicklung? Auf der Grundlage unserer Erfahrungen und denen der Teilnehmer*innen möchten wir einen ungeschönten Blick auf die Prozesse, Herangehensweisen, Beteiligungs- und Einflussverhältnisse partizipativer Technikentwicklungsprojekte werfen und diese anhand von Ansprüchen wie demokratische Teilhabe aller Beteiligten, gleichberechtigter Einbezug marginalisierter Nutzungs- und Bevölkerungsgruppen, wechselseitiger Lernerfahrungen, kritische Reflexionen und kontrovers-konstruktive Aushandlungsprozesse erörtern. Ziel ist, gemeinsam Kriterien zu sammeln und Rahmenbedingungen zu definieren, die erfüllt sein müssen, damit die Beteiligung von Nutzer*innen zu sozialverantwortlicher und inklusiver Technik führt.
Teilnahme
Ausgehend von diesen Herausforderungen, möchten wir uns gemeinsam mit Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Disziplinen mit Technikbezug mit den Potenzialen und Grenzen des Partizipativen Designs im Hinblick auf eine sozialverantwortliche Technikentwicklungauseinandersetzen.
Auf der Grundlage unserer Erfahrungen und denen der Teilnehmer*innen möchten wir einen ungeschönten Blick auf die Prozesse, Herangehensweisen, Beteiligungs- und Einflussverhältnisse partizipativer Technikentwicklungsprojekte werfen und diese anhand von Ansprüchen wie demokratische Teilhabe aller Beteiligten, gleichberechtigter Einbezug marginalisierter Nutzungs- und Bevölkerungsgruppen, wechselseitige Lernerfahrungen, kritische Reflexionen und kontrovers-konstruktive Aushandlungsprozesse erörtern.
Ziel ist, gemeinsam Kriterien zu sammeln und Rahmenbedingungen zu definieren, die erfüllt sein müssen, damit die Beteiligung von Nutzer*innen zu sozialverantwortlicher und inklusiver Technik führt.
Forscher*innen und Praktiker*innen sind eingeladen, ihre Erfahrungen mit der Beteiligung von Nutzer*innen in der Technikentwicklung anhand folgender Fragen zu reflektieren:
- Wie sahen die Beteiligungsstruktur und Interessenverhältnisse des Projektes aus?
- Nach welchen Kriterien wurden Nutzende ausgewählt?
Wurden dabei Gender- und Diversity-Aspekte berücksichtigt? - Wie sah der Forschungs- und Entwicklungsprozess aus?
Wer war an welchen Wissens- und Entscheidungsprozessen beteiligt?
Wieviel Einfluss bzw. Entscheidungsmacht hatten die Nutzer*innen? - Welche Methoden kamen zum Einsatz? Wie haben sie die Beteiligungs- und Einflussverhältnisse beeinflusst, ermöglicht oder auch unterbunden?
- Wie werden Prozess und Projekt hinsichtlich der Ansprüche des Partizipativen Designs und letztendlich hinsichtlich ihres Beitrags zu sozialverantwortlicher Technik bewertet?
Zeitplan
Bis 3. Juni 2019: Einreichung der Kurzbeiträge
Bitte erstellen Sie einen kurzen Positionsbeitrag im Format Ihrer Wahl (z.B. Pictorial, Video, Animation, Abstract von 1-2 Seiten) unter Verwendung des Formats für MuC Beiträge oder anderer Formate. Reichen Sie die Beiträge über das ConfTool bis zum oben genannten Zeitpunkt ein. Beiträge, deren Formate sich nicht über das Konferenztool einreichen lassen, könne alternativ den Veranstalter*innen des Workshops über E-Mail (siehe unten) zugesandt werden. Bitte teilen Sie uns bei Einreichung mit, ob Sie Ihren Kurzbeitrag veröffentlichen wollen (Workshopband der MuC mit ISBN).
Bis 11. Juni 2019: Benachrichtigung über Annahme sowie Feedback zu den Beiträgen
Die Begutachtung, Auswahl der Beiträge und Rückmeldung an die Teilnehmer*innen erfolgt durch die Workshop-Veranstalter*innen.
Bis 11. Juli 2019: Einreichung der überarbeiteten, finalen Beiträge
Nach Einreichung der finalen Beiträge über das Conftool (unbedingt beachten!!!) wird ein detailliertes Programm für den Workshop erstellt und bekanntgegeben, zu dem die Autor*innen gebeten werden, ganz kurze Präsentationen vorzubereiten. Wir werden im Workshop auch das Gründungsmanifest der Fachgruppe „Partizipation“ im Fachbereich Mensch-Computer-Interaktion (MCI) der Gesellschaft für Informatik (GI) entwickeln.
8. September 2019: Ganztägiger Workshop in Hamburg
Ort/Raum: Ost Seminarraum 232
Datum/Uhrzeit: Sonntag, 08.09.2019: 9:00 – 17:30
Workshop Partizipative und Sozialverantwortliche Technikentwicklung im Rahmen der Konferenz Mensch und Computer 2019
Ziel des Workshops #1 — Updates & Fortführen WS 2018: Elf Vorträge zu elf Positionspapieren: acht Minuten Vortragszeit und zwei Minuten Fragen.
Ziel des Workshops #2 — Gründungsmanifest: Entwicklung eines Gründungsmanifests für die Fachgruppe Partizipation im Fachbereich Mensch-Computer-Interaktion der Gesellschaft für Informatik.
09.00—09.15 Begrüßung
Moderation: Arne
Begrüßung: Intention, Gewünschte Ziele, Agenda, Rollen, Regel, Zeit
09.15—10.30 Technik, Inklusion & Gender
Moderation: Nana
Vortrag 1: Anne Weibert & Max Krüger: Partizipative Technikgestaltung und Nachhaltigkeit
Vortrag 2: Michael Ahmadi, Claudia Herling, Volker Wulf, Nicola Marsden: Living Labs als feministische Forschungsinfrastrukturen: Fallstudie eines Reallabors
Vortrag 3: Julia Hermann, Monika Pröbster, Nicola Marsden: Welchen Einfluss hat die Partizipation weiblicher ITProfessionals auf den Entwicklungsprozess von IT&me??
Vortrag 4: Nana Dankwa: Extending Smart Home Technology Design with Gender Aspects
Vortrag 5: Arne Berger: Accidentally Evil: Co-Designing IoT for the Home
10.30—11.00 Kaffee
11.00—12.30 Methoden des Participatory Design
Moderation: Scarlet
Vortrag 6: Stefan Bente, Baptiste Egelhaaf, Isabel Zorn: ELSI-Scrum als integrierte ELSI-by-Design-Entwicklungsmethode für Technologieprojekte
Vortrag 7: Henrik Mucha, Ricarda Jacobi, Sebastian Robert: Partizipation und Künstliche Intelligenz
Vortrag 8: Nicola Marsden, Nicole Dierolf, Claudia Herling: Partizipative & sozialverantwortliche Technikentwicklung auf der letzten Meile. Reallabor für ein autonomes Transportsystem im urbanen Raum
Vortrag 9: Sara Klüber, Jörn Hurtienne: Entwicklung digitaler Bürgerbeteiligungsformate: Partizipativ und Effizient?
Vortrag 10: Juliane Jarke: Co-creating digital citizenship: Considering the reconfiguration of participation in digital public service design
12.30—14.00 Mittag
Wir werden streng auf ein pünktliches Mittag achten, damit wir alle Gelegenheit haben, uns mit denen näher auszutauschen, deren Positionen wir näher kennenlernen wollen.
14.00—15.00 Vier Tische, vier Analysen.
Wer: jeweils eine Veranstalter*in pro Gruppe ist vorbereitet und aussagekräftig
Was: Gruppenarbeit um vier Perspektiven für die zukünftige Fachgruppe Partizipation im Fachbereich Mensch Computer Interaktion zu erarbeiten und anschließend präsentieren zu können.
Gruppe 1 (wird unterstützt von Scarlet): Ihr schaut Euch die Texte, Workshops, Artefakte der existierenden Fachgruppen im Fachbereich Mensch Computer Interaktion der GI an, analysiert diese auf das Selbstverständnis der Fachgruppen, welche Teile wir davon übernehmen wollen, und wo wir anders sein wollen.
Gruppe 2 (wird unterstützt von Nana): Ihr analysiert das “Denver Manifesto” der CHI 2017. Wo gibt es Anknüpfungspunkte? Unterschiede? Gemeinsamkeiten? — Sowohl inhaltlich, als auch in Form und Präsentation.
Gruppe 3 (wird unterstützt von Sandra): Was macht die Menschen, die heute zum Workshop gekommen sind, als Gruppe besonders? Ihr verbindet die Themen, Methoden, Beispiele, Ziele, Werte der Vorträge und Papers die ihr heute gehört habt.
Gruppe 4 (wird unterstützt von Arne): Wie schreibt man ein gutes Manifest? Als Ausgangspunkt nehmen wir das #manifestogame von Julian Hanna.
15.00—15.30 Vorstellung der Ergebnisse
Moderation: Arne
Jede Gruppe stellt in fünf Minuten die Ergebnisse der Gruppenarbeit vor. Danach haben wir pro Gruppe zehn Minuten Zeit zur Diskussion. Anschließend können wir beginnen, unser Gründungsmanifest zu schreiben.
15.30—16.00 Kaffee
16.00—17.15 Gemeinsames Verfassen des Gründungsmanifestes für die FG Partizipation im FB MCI
Wer: Alle
Wir schreiben gemeinsam das Gründungsmanifest für die Fachgruppe Partizipation.
17.15—17.30 Wrap Up
Was sind unsere nächsten Schritte? Wer macht wann was? Welche gemeinsamen Projekte sollten wir im Laufe des Jahres starten?
Veranstalter*innen
Claude Draude
Wissenschaftliches Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG), Fakultät Elektrotechnik/Informatik, Universität Kassel claude.draude@uni-kassel.de
Arne Berger
Professur Medieninformatik. Technische Universität Chemnitz arne.berger@informatik.tu-chemnitz.de
Sandra Buchmüller
Institut für Flugführung, Technische Universität Braunschweig s.buchmueller@tu-bs.de
Scarlet Siebert
Institut für Medienforschung und Medienpädagogik, Technische Hochschule Köln scarlet.siebert@th-koeln.de
Nana Kesewaa Dankwa
Wissenschaftliches Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG), Fakultät Elektrotechnik/Informatik, Universität Kassel